Hinführung
Das Osterfest 2025 ist für alle Christen heuer ein besonderes: Wir feiern Ostern zum gleichen Termin, 1700 Jahre nach dem ersten Ökumenischen Konzil von Nicäa im Jahr 325. Auf diesem Konzil wurden der gemeinsame Ostertermin gefordert und das große Glaubensbekenntnis formuliert. Der Glaube an den dreifaltigen Gott verbindet uns Christen. Dieses Bekenntnis ist das Fundament unseres Glaubens, auch unseres ökumenischen Weges mit dem Ziel der vollen Einheit.
Für die katholischen Christen ist dieses Jahr ein „Heiliges Jahr“. Als „Pilger der Hoffnung“ gehen wir in die Zukunft und schauen auf Jesus Christus. Er ist unsere Hoffnung.
Im Burgenland leben katholische, evangelische und orthodoxe Christen. So habe ich als katholischer Bischof meine Brüder im Glauben, den evangelischen Superintendenten des Burgenlandes und den griechisch-orthodoxen Metropoliten von Austria eingeladen, in diesem Jubiläumsjahr mit mir einen gemeinsamen Hirtenbrief zu schreiben. Dieser ist ein Zeichen gelebter Ökumene und Geschwisterlichkeit. Jeder wird von seiner eigenen Glaubenstradition Zeugnis geben: der Bischof von Gott Vater, der Superintendent von Gottes Sohn und der Metropolit von Gottes Heiligem Geist. Und wir fragen, was den Glauben an den dreifaltigen Gott ausmacht und geben von ihm Zeugnis.
„Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen“
[Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovcis]
– ein oft von mir gesagtes und nie fertiges Kurzbekenntnis. Bei der Taufe haben meine Eltern und Paten dieses Glaubenszeugnis für mich abgelegt. Ob Gott existiert, wie wir von ihm reden, oder ob er nur eine Erfindung der Menschen sei, sind keine konstruierten, sondern existenzielle Fragen. Zwischen dem überfrommen Gottesgeschwätz und der überheblichen Gottesverdrängung tut sich ein weiter Horizont auf.
„Ich glaube“ ist für mich nicht eine Formel, sondern hat mit meinem Leben und mit der Freundschaft Gottes mit mir zu tun. Glauben kann nur der Mensch. Der Glaube macht den Menschen zum Menschen, er macht den Menschen groß. Die Versuchung, wie Gott zu sein, schlägt immer fehl wie beim Turmbau zu Babel. Gott ist der ganz Andere und der ganz Nahe, der Unaussprechliche und der, der für uns da ist und mit uns geht. Er will nicht das Elend, nicht den Untergang und die Zerstörung. Er will das Leben, weil er das Leben ist. Gott zu beschreiben genügt nicht, ich möchte weiterhin aus ihm und auf ihn hin leben. Ein Leben ohne Gott kann ich mir nicht vorstellen. An Gott glauben heißt für mich, auf ihn hören, über sein Handeln staunen und mit ihm reden. Glaube ist auch Gebet. Doch immer redet Gott zuerst, er offenbart sich uns, er ist kreativ und gerecht, er zürnt, er lässt zittern und er ist barmherzig. Er fasziniert mich. Er stachelt meine Hoffnung an. Die Bruchstücke meiner Liebe macht er ganz.
Gott sah, dass alles gut war und er greift immer noch ein, damit alles gut wird.
„Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus“
[Superintendent Robert Jonischkeit]
Und wir bekennen ihn als Sohn Gottes, ja sogar als Gott selbst, der eines Wesens mit dem Vater ist. Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, so formulieren es die Worte des Symbolum Nicenum. Und als wäre das noch nicht spektakulär genug, heißt es weiter, er sei für uns Menschen und zu unserem Heil herabgestiegen und Mensch geworden.
Verkehrte Welt. Seit der Zeit der altägyptischen Pharaonen bis in unsere Gegenwart versuchen die Menschen, immer gottähnlicher zu werden. Und was macht der? Er wird Mensch. Den Menschen zuliebe. Mit allen Konsequenzen, die jede und jeden von uns existenziell betreffen. Lebensfreude, Freundschaft und Liebe, aber auch Leid, Schmerz und Tod.
Als Kind habe ich mich immer wieder gefragt, wo Gott eigentlich zu finden ist. Ich habe mir dann immer vorgestellt, er sei irgendwo dort oben, hoch über den Wolken. Ich war im wahrsten Sinn des Wortes auf der Suche nach einer höheren Wirklichkeit.
Wenn Gott in Jesus Christus Mensch wird, erdet er mich und meine Sichtweise. Wenn ich heute Gott suche, tue ich das in den Gesichtern meiner Mitmenschen, meiner Schwestern und Brüder, in euren Gesichtern. Gott ist nicht fern. Er wurde Mensch, um immer bei uns zu sein.
„Wir glauben an den Heiligen Geist“
[Metropolit Arsenios]
Das Glaubensbekenntnis des ersten <ökumenischen Konzils von Nizäa endete mit den einfachen Worten: „und an den Heiligen Geist“. Einige Jahrzehnte später, auf dem zweiten Ökumenischen Konzil (381) musste die Kirche diese Aussage jedoch erweitern, um gegenüber neu aufgekommenen Irrlehren die Göttlichkeit des Hl. Geistes zu verteidigen.
Bis heute fällt es vielen Menschen schwer, über den Hl. Geist zu sprechen. Doch seit seiner Herabkunft an Pfingsten lebt die Kirche im und durch den Hl. Geist. Er ist unser Tröster, Er lässt uns die göttliche Wahrheit erkennen und vertiefen, Er erfüllt uns mit Gnadengaben, Er erneuert und heiligt uns, Ihn rufen wir in der Eucharistie und in vielen anderen Gebeten an. Die Gewissheit, dass der Hl. Geist „Allgegenwärtiger und Alleserfüllender“ ist – wie es in einem Gebet ausgedrückt wird –
sollte uns täglich begleiten. So werden wir wachsam für die täglichen Gaben, die uns Gott gibt. Und das ermöglicht uns auch in Gemeinschaft zu bleiben, nicht nur untereinander, sondern auch mit denjenigen, die zu „Pneumatophoroi“, zu „Trägern des Geistes“ geworden sind: den Heiligen.
Das Bekenntnis zum Heiligen Geist ist also auch ein Bekenntnis zur Heiligkeit, zu der wir berufen sind. Sie ist keine Utopie, sondern ein Weg, den wir als Getaufte mit Freude und Zuversicht gehen wollen.
Unser gemeinsamer Osterwunsch
Das Glaubensbekenntnis ist keine Anhäufung von Begriffen und keine wissenschaftliche Aussage. Der Glaube muss gewagt, gelebt und gefeiert werden. Er ist verankert im Sakrament der Taufe, der bleibenden Begegnung von Gott mit seinen Menschen. Wir glauben an Gott, den Schöpfer. Wir glauben an Jesus Christus, den menschgewordenen Gott, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Wir glauben an den Heiligen Geist. Wir glauben die eine Kirche, wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Das ist unser Osterglaube.
Das Bekenntnis und das Zeugnis unseres Glaubens möge unsere Kirchen zur Einheit und die Menschen zur Begegnung mit dem lebendigen, dreifaltigen Gott ermutigen. Er geht mit uns die Kreuzwege, er ist mit uns in den Ölbergstunden des Lebens und auf den österlichen Wegen nach Emmaus und auf den Wegen unseres Lebens.
Frohe und gesegnete Ostern Euch allen! Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!
Ägidius J. Zsifkovics
Diözesanbischof von Eisenstadt
Robert Jonischkeit
Superintendent des Burgenlandes
Arsenios Kardamakis
Metropolit von Austria
Foto: KNA-Bild Ernst Herb/KNA
Das berühmte Brot- und Fisch-Mosaik in der Brotvermehrungskirche Tabgha am See Genezareth in Israel